Auseinandersetzung mit einer Grundfrage

Religionen führen seit Menschengedenken zu Auseinandersetzungen, Konflikten und Krieg. Dabei könnten sie vielmehr Anlass zum Dialog sein. Eine Auseinandersetzung meiner Gedanken.

Ich bin weder studierter Theologe, renommierter Philosoph noch scharfsinniger Politiker, habe mit Ende Zwanzig wenig Lebenserfahrung und auch zu wenig von der Welt gesehen, um mir auch nur ansatzweise eine Expertenmeinung anzumassen. Ebenso erhebt dieser Text nicht den Anspruch, die verschiedenen Religionen dieser Welt im Detail miteinander zu vergleichen, geschweige denn eine wertende Stellung dazu einzunehmen.

Dennoch möchte ich zumindest den Versuch wagen, mich für einen Moment mit meinen eigenen Gedanken auseinanderzusetzen, die mir zu diesem Thema einfallen. Gedanken, die ich als Mensch in mir finde. Und die ich deshalb mit den Lesern dieser Zeilen teilen möchte. In der Hoffnung, den einen oder anderen vielleicht dazu zu animieren, es mir gleich zu tun.

Frage nach dem Ursprung

Erst einmal vorweggenommen: hat es jemals jemandem geschadet, sich mit seinen Gedanken auseinanderzusetzen? Eine Frage, die an dieser Stelle sogleich einer Folgefrage bedarf: Ist dies überhaupt vermeidbar? Wer sich mit diesen und anderen Fragen beschäftigt, trifft unweigerlich auf eine weitere Frage, die sich wohl jeder Mensch früher oder später stellt: Diejenige nach dem Ursprung unseres Daseins.  

Eine Antwort darauf – und hier kommen wir auf den ursprünglichen Gedanken dieses Texts zurück – versuchen die verschiedenen Religionen dieser Welt zu geben. Diesen Anspruch zumindest haben sie gemeinsam. Da jedoch die religiösen Schriften und deren Erklärungen – obwohl doch demselben Urgedanken entsprungen – unterschiedlich interpretiert werden, finden diesbezüglich seit Menschengedenken sowohl gedankliche als auch physische Auseinandersetzungen statt. 

So hat jede Religion ihre eigenen Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, ihre eigenen Geschichten, ihre Vorstellungen von Gott oder dem Leben nach dem Tod. Diese auf unseren Gedanken zum Leben basierenden Meinungsverschiedenheiten sind immer wieder Grundlage für Konflikte und Kriege. Lebenszerstörende Handlungen, die Menschen leider allzu oft anhand ihres Glaubens, ihrer Religion rechtfertigen. 

Doch sind es nie die Religionen, die Leid verbreiten, sondern immer die Menschen. Es gibt – auch in unserer Zeit – unzählige Beispiele, die veranschaulichen, wie sich Menschen zu Unrecht auf ihre Religion berufen, wenn sie Gewalttaten begehen, andere Menschen unterdrücken, verfolgen oder töten.    

Konsens finden statt Keile treiben

Und das, obwohl Frieden und Gewaltlosigkeit die Kernbotschaften aller Weltreligionen sind. Darin sind sie sich also einig, sozusagen gedanklich miteinander verbunden. So erzählt jede von ihnen von der Schönheit der Schöpfung. Und jede von ihnen beauftragt die Menschen, die Schöpfung zu bewahren und hilfsbereit und friedlich miteinander zu leben. 

Eine Frage, die sich mir deshalb stellt, ist folgende: Wieso können die Ähnlichkeiten, genauso wie auch die Unterschiede zwischen den Religionen, den Menschen nicht als Gelegenheit zum Dialog dienen?

Diese Frage stelle nicht nur ich mir. Zum Beispiel haben sich auch Menschen diese Frage gestellt, die sich als Teil der Vereinten Nationen dafür einsetzen, Opfer von Gewalttaten aufgrund von Religion oder Weltanschauung zu schützen. Oder zumindest den Dialog hierfür anzuregen versuchen. 

Sie tun dies aus der Überzeugung, dass wir in unserem Dasein besser miteinander leben können, wenn wir Brücken bauen, statt Gräben zu ziehen. Einander zu tolerieren, statt zu missachten. Egal, wie unterschiedlich unsere Vorstellungen unserer Existenz auch sein mögen.     

Tag zum Gedenken

Heute vor einem Jahr haben die Vereinten Nationen hierfür den 22. August zum „Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens“ erklärt. 

Heute ist also ein guter Tag, sich einige Gedanken darüber zu machen. Sich ein paar Fragen zu unserem Dasein zu stellen. Sich nicht mit den erstbesten Antworten zufrieden zu geben, sondern vielleicht auch mal tiefer zu graben. Sich so auf unsere Gemeinsamkeiten zu besinnen. Und so vielleicht an den Punkt zu gelangen, an dem Mut gefasst werden kann, seine Gedanken in Handlungen umzuwandeln, die auf Hoffnung und Liebe basieren, anstelle von Angst oder Hass.  

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